Wirtschaft | 3. Juni 2024
Scheitert die deutsche Industrie an der Verfügbarkeit von Stahl?
Stahl ist ein Produkt, das für viele Wirtschaftszweige essenziell ist. Um dem Klimawandel zu begegnen, steht die Branche vor großen Veränderungen. Wird die deutsche Industrie noch ausreichend Stahl zur Verfügung haben?
Wohlstandsmotor in Deutschland
Rund vier Millionen Menschen arbeiten in Unternehmen, die vom Stahl abhängen. Dies zeigt, wie entscheidend dieses Material für unseren Wohlstand ist. In fast keinen Lebensbereich können wir auf diesen Werkstoff verzichten. Trotzdem steht die Industrie in Deutschland unter Druck. Die Transformation hin zu grünem Stahl erfordert hohe Investitionen. Vielen Unternehmen fehlt das Kapital, diese allein stemmen. Inzwischen brachte die Bundesregierung Beihilfen auf den Weg, welche von der EU-Kommission genehmigt wurden.
Ob sie reichen, um die Stahlstandorte in Deutschland zu sichern, bleibt abzuwarten. 2023 bilanzierte die Industrie eines der schlechtesten Jahre ihrer Geschichte. Mit 35,4 Millionen Tonnen war die Stahlproduktion in Deutschland so niedrig wie seit 2009 nicht mehr. Dabei dürfte der Bedarf eher steigen. Die Transformation hin zu alternativen Energien lässt sich ohne das Metall nicht umsetzen. Neben den altbekannten Abnehmern aus dem Maschinen-, Anlagen- und Automobilbau sowie der Bauwirtschaft, benötigen auch Windkraftanlagen eine große Menge dieses Werkstoffs.
Woher kommt der Stahl der Zukunft?
Idealerweise wird er mit grünem Wasserstoff in Europa hergestellt. Neben der klimafreundlichen Herstellung sprechen dafür kurze Transportwege. Hier liegen die Herausforderungen für den Stahl Service, der in Zukunft nicht nur Material in den unterschiedlichsten Güteklassen zur Verfügung stellen können muss. Wenn etwa die Autoindustrie klimaneutral werden möchte, geht es nicht nur darum, was aus dem Auspuff kommt. Die verarbeiteten Komponenten, also auch die Karosserie, erfordern ebenfalls eine umweltfreundliche Herstellung.
Entscheidend ist dabei nicht nur ein präzise zugeschnittenes Produkt. Die pünktliche Lieferung gehört ebenfalls zu den Voraussetzungen, dass die Transformation der Wirtschaft gelingt. Die Industrieunternehmen benötigen einen zuverlässigen Stahlpartner, der eine ausreichende Menge lagert, um Engpässe zu vermeiden.
Just in Time senkt die Kosten, birgt jedoch Risiken
Die meisten Betriebe setzen auf eine Just in Time-Beschaffung. Sie sparen dadurch hohe Lagerhaltungskosten, gehen jedoch Risiken ein. In den letzten Jahren sorgten Lieferengpässe für erhebliche Produktionsstörungen, die teilweise jahrelang anhielten. Dies verdeutlichte, wie entscheidend zuverlässige Lieferketten sind. Die Lagerhaltung auf dem Meer erwies sich zuletzt nicht unbedingt als die Ideallösung.
Besonders der wichtige Suezkanal als Verbindung zwischen Asien und Europa kam in den letzten Jahren in die Schlagzeilen und wurde zu einem unkalkulierbaren Risiko. Die Alternative stellt ein zuverlässiger Partner mit entsprechenden Lagerkapazitäten aus der Region dar. Er sichert auch kurzfristig die gewünschte Lieferung in der benötigten Qualität ab.
Unabhängigkeit der Wirtschaft wünschenswert
Was eine zu große Abhängigkeit von anderen Regionen bewirkt, lässt sich aktuell bei den Medikamenten erkennen. Die Engpässe können für Betroffene lebensbedrohlich werden. In anderen Wirtschaftszweigen droht Ähnliches. Wer sich wünscht, dass Europa auch nach der Transformation ein bedeutender Wirtschaftsstandort bleibt, muss jetzt handeln. Nach Ansicht der IHK gehört dazu auch der Schutz der heimischen Industrie vor subventionierten Billigimporten.
Zudem wird der Stahl Made in Germany ohne wettbewerbsfähige Energiepreise und eine ausreichende Menge grünem Wasserstoff am Markt nicht bestehen. Angesichts der Uneinigkeit der Bundesregierung besitzt diese Rechnung viele Unbekannten. Die Kooperation mit zuverlässigen, leistungsstarken Partnern aus der Region bringt hier etwas mehr Sicherheit für die Zukunftsplanung am Standort Deutschland.