Lifestyle | 3. März 2021
Online-Erotik nach wie vor ein boomender Markt
„Sex sells“ gilt nicht nur in der Werbeindustrie. Auch in unserem Alltag spielt die Erotik eine nicht zu unterschätzende Rolle. Sie ist dabei nicht auf das eigene Schlafzimmer beschränkt. Stattdessen suchen sich Männer und Frauen ihren erotischen Kick nicht selten am Computer. Bereits im Jahr 2018 waren die Deutschen mit 12,4 Prozent am weltweiten Traffic die Weltmeister im Anschauen von Pornos. Wie Statistiken zeigen, drehen sich gut 25 Prozent der Suchanfragen im Netz um Pornografie. Sie bringen den Anbietern einen geschätzten Umsatz von 12,6 Millionen Euro täglich.
In Zeiten des Social Distancing ist davon auszugehen, dass dieser Markt boomt wie nie zuvor. Über zehn Millionen Deutsche sind am Tag online unterwegs, um erotische Filme zu konsumieren oder mit Gleichgesinnten zu flirten.
Professionelle Pornografie ist weit weniger gefragt als gedacht
Wer an Online-Erotik denkt, hat schnell einen Pornofilm mit mehr oder minder professionellen Hauptdarstellern vor Augen. Obgleich Branchengrößen wie Aische Pervers, Anny Aurora oder Brandi Love die Fantasie der Zuschauer beflügeln, geht deren Interesse stark in Richtung Amateur-Erotik. Diese selbstgedrehten Filmchen stammen nicht von Porno-Sternchen, die mit allen Wassern gewaschen sind. Stattdessen brechen Studentinnen, Hausfrauen oder Erwerbstätige aus ihrem Alltag aus und lassen ihrer erotischen Fantasie vor der Kamera freien Lauf.
Das entsprechende Material wird auf Plattformen für einen kleinen Obolus zum Anschauen freigegeben oder unter Gleichgesinnten getauscht. Von zarter Softerotik bis zum knallharten BDSM sind dabei alle Genres vertreten. Dass der Amateur-Erotikmarkt in Zeiten des Lockdowns floriert, wird niemanden verwundern. Soziale Kontakte sind rar und man sehnt sich nach Zuwendung und einem erotischen Abenteuer. Speziell Amateure agieren vor der Kamera wie im echten Leben. Diese Kombination aus Erotikfantasie und Realität sorgt für eine brisante Mischung, die vielen gefällt.
Diese Erotik lässt sich auf einigen Portalen sogar in die reale Welt übertragen. Wer sich nach unverbindlichen Kontakten und Abenteuern sucht, der wähle ein Sextreffen mit einer Amateurin. Einige Seiten vermitteln entsprechende Sex-Dates kostenfrei und ohne Voranmeldung. Lässt man sich auf ein solches Treffen ein, sollte man jedoch so einiges beachten. Zum einen gilt es, die Realität nicht aus den Augen zu verlieren. Oftmals ist die Vorstellung des Sextreffens spannender als das tatsächliche Date. Von Angesicht zu Angesicht können schließlich Berührungsängste oder Schamgefühl auftreten – beides Emotionen, die in der Fantasie kaum zum Tragen kommen.
Zum anderen gibt es auch unter Online-Erotikangeboten schwarze Schafe. Taucht die sehnlichst erwartete Internet-Bekanntschaft nicht am verabredeten Treffpunkt, ist das noch das kleinste Übel. Um sich vor finanziellen Schäden oder sogar Erpressungsversuchen zu schützen, empfiehlt es sich, bei der Wahl des Sexkontakts die Augen offenzuhalten.
Online-Erotik als Flucht aus der realen Welt
Sex ist für viele von uns die schönste Nebensache der Welt. Nicht nur, dass wir ihn gern selbst genießen, wir sind auch empfänglich für erotische Informationen aller Art. Anders ist kaum zu erklären, warum schlüpfrige Details aus dem Sexleben von Stars und Sternchen unser Interesse wecken. Online-Erotik macht sich unsere Faszination zunutze und bietet eine ganze Bandbreite an Unterhaltungsmöglichkeiten. Mit ihrer Hilfe können wir unserem Alltag kurzzeitig den Rücken kehren und in romantische, düstere oder verruchte Welten abtauchen. Das geschieht nicht zwingend über persönliche Erotikkontakte oder Online-Pornografie.
Auch erotische Literatur aus dem Internet kann unsere Fantasie anregen und uns Befriedigung verschaffen. Durch die Auseinandersetzung mit unseren intimsten Emotionen können wir Druck ablassen und uns entspannen. Dementsprechend verwundert es nicht, dass speziell in Krisensituationen der Hunger nach Erotik zunimmt – ebenso wie das Angebot. Zu Beginn der Pandemie in Deutschland, im Frühjahr 2020, befassten sich die ersten Hobby-Schriftsteller mit den Themen „Corona und Sex“.
Auf Plattformen wie Wattpad wurden erotische Geschichten mit pandemischem Setting geteilt und auch die ersten Erotik-eBooks strömten auf den Markt. Diese Entwicklung zeigt deutlich, dass unser Alltag stärker mit unseren erotischen Bedürfnissen gekoppelt ist, als manch einer denken mag. Die lustvollen Fantasien dienen nicht nur der Bedürfnisbefriedigung. Sie helfen uns gleichermaßen, mit neuen Situationen fertigzuwerden und ein Ventil für Angst, Stress oder Unsicherheit zu finden.
Warum Online-Erotik kein Tabuthema sein sollte
Dass nicht nur in Zeiten von Corona zahlreiche Deutsche Online-Erotikangebote in Form von Filmen, Geschichten oder realen Treffen wahrnehmen, ist kein Geheimnis. Doch noch immer handelt es sich bei Sex und Erotik in der breiten Öffentlichkeit um Themen, über die gar nicht oder nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird. Ob es am persönlichen Schamgefühl, einer stark konservativen Lebenseinstellung oder anderen Faktoren liegt – diese Tabuisierung kann zu einem Problem werden.
Sie kann dafür sorgen, dass sich Menschen, die online Erotik konsumieren, genieren und unter Selbstzweifeln leiden. Diese können bis zu psychischen Erkrankungen wie einer depressiven Verstimmung führen. Speziell für Personen, die allein leben und die das Kontaktverbot hart trifft, stellen erotische Bekanntschaften im Netz einen wichtigen Halt dar. Dabei steht nicht zwingend das sexuelle Bedürfnis im Mittelpunkt. Teils sehnen sie sich nur nach einem Gefühl der Nähe und Vertrautheit. In schweren Zeiten kann die Online-Erotik einen Anker darstellen. Jedoch sollte man nicht vergessen, dass auch der Konsum von Pornos, Sexstorys und Sextreffen ein Suchtpotenzial und damit gesundheitliche Gefahren birgt.