Industrie | 27. Mai 2021
Aufrüsten für die Zukunft: mit MES auf dem Weg zur Industrie 4.0
Die sogenannte Industrie 4.0 gilt als die nächste entscheidende Entwicklungsstufe der Industrialisierung. Menschen, Systeme und Objekte sollen intelligent vernetzt werden, um Prozesse im Unternehmen zu optimieren. Dazu müssen die richtigen Voraussetzungen geschaffen werden. Als wichtiger Enabler gilt dabei die MES-Technik.
Die intelligente Fabrik
Die Industrie 4.0 als Schlagwort für digital vernetzte und intelligent gesteuerte Fertigungs- und Logistikprozesse ist mittlerweile kein theoretisches Konzept mehr, sondern wird in immer mehr Bereichen Realität. Große Unternehmen wie Siemens, SEAT und Airbus haben hier die Vorreiterrolle übernommen und arbeiten bereichsweise bereits mit entsprechenden Lösungen. Doch mit immer einfacher umsetzbaren Konzepten wird die intelligente Fabrik auch für den Mittelstand greifbarer.
Die Vorteile liegen auf der Hand. Komplexe Prozesse werden leichter beherrschbar, die Effizienz der Produktion wird optimiert und Störungen können schnell erkannt und bearbeitet werden.
Die Voraussetzung ist natürlich ein reibungsloses Ineinandergreifen von Mensch, Maschine und Software. Sensortechnik muss physikalische Daten erfassen und es braucht Cyber-Physische-Systeme (CPS), um Anlagen, Produkte und Werkzeuge zu vernetzen und diese Daten zeitgleich nutzbar zu machen.
Prozessoptimierung im Fokus
Manufacturing Execution Systems (MES) sind als Softwarelösung nicht neu. Ihre Wurzeln lassen sich bis in die 1980er Jahre zurückverfolgen. Stetige Weiterentwicklung hat dazu geführt, dass MES heute den Weg in die Industrie 4.0 ebnen kann. Datenmanagement, Dokumentation, Auswertung und Exekutivfunktionen können über MES bewerkstelligt werden. Es handelt sich gewissermaßen um eine Datendrehscheibe.
Vor der Vernetzung und Nutzung von Daten, müssen diese erst einmal erfasst werden. Die
Betriebsdatenerfassung (BDE) ist dafür die Grundlage. Ein BDE System ist für viele Unternehmen ohnehin Standard. Allerdings nicht in Kombination mit einem MES, sondern bislang häufig mit einem Enterprise Resource Planning(ERP)-System. Im Unterschied zum MES ist das ERP auf Geschäfts- und Verwaltungsprozesse ausgerichtet und nicht auf physische Abläufe im Unternehmen.
Das MES wirkt regelnd auf die Abläufe ein und begünstigt nicht nur ihre Steuerung.
Laufen die Daten der Betriebsdatenerfassung in einem MES zusammen und werden dort verarbeitet, liegt der Schwerpunkt auf der Prozessoptimierung. Abläufe, Ressourcen und Aufträge werden transparent vernetzt. Das ermöglicht die Überwachung und Optimierung der Produktionsabläufe sowohl in Echtzeit als auch langfristig auf allen Ebenen.
Potenziale der Industrie 4.0 nutzen
Die vernetzte, automatisierte Produktion birgt viele Potenziale. Transparentere und übersichtlichere Vorgänge ermöglichen Mitarbeitern schnellere und bessere Entscheidungen. Das MES assistiert dabei gewissermaßen den Mitarbeitern und kann zeitlich relevante Informationen an andere Ebenen der Produktion und an Vorgesetzte übermitteln. Störungen können schnell erkannt, abgefangen und behoben werden. Die Ressourcenplanung wird optimiert.
Das senkt die Kosten für Fertigung und Logistik, hilft die Bestände besser zu kalkulieren und damit zu reduzieren und kann vor allem die Komplexitätskosten deutlich senken. Um bis zu 70 % lassen sie sich Schätzungen zufolge im Rahmen einer Industrie 4.0-Strategie reduzieren.
Selbstverständlich ist die Industrie 4.0 kein Selbstläufer und mit Investitionen und Umstellungen verbunden, die für viele Unternehmen eine Herausforderung sind – selbst, wenn sie langsam und schrittweise angegangen werden.
Aber die Umstellung ist für Unternehmen auch eine Frage der Zukunfts- und Konkurrenzfähigkeit. Hier nicht rechtzeitig zu reagieren, kann sie am Ende teurer zu stehen kommen als die Investition in die Um- und Aufrüstung.