Immobilien | 27. September 2018
München gegen dänische Pensionskasse
Das eine Stadt Investoren anzieht, ist nichts Neues mehr. Doch wie schmal ist der Grad inzwischen wirklich, ob die Investition der Gemeinschaft nützt oder ob es bereits in den Bereich der Spekulation geht?
Nun kam heraus, dass die Stadt München sich mit der dänischen Pensionskasse anlegt, um Wohnraum selbst zu kaufen, statt diesen der dänischen Pensionskasse zu überlassen.
Dies bringt uns erneut vor eine moralische Frage:
Wie weit dürfen Immobilieninvestitionen gehen? Muss man den Zugang und den Markt stärken kontrollieren? Muss man Städten wie München, Bonn und Berlin sowie weitere Städte vor möglicherweise ‚schlechten Geschäften‘ schützen? Oder ist das alles nur übertriebene Panikmache?
Fakt ist und so könnte man argumentieren: Jede Investition ist eine Gute, denn dadurch wird gebaut, renoviert und der Marktwert der betroffenen Immobilie oder des Gebäudes erhöht sich. Und wenn ein Haus in einer Straße eine Wertsteigerung durchlebt, dann kann das positive Rückschlüsse auf die Straße haben und somit den Wert der gesamten Straße und damit der Nachbargebäude erhöhen. Natürlich zieht man dadurch ein anspruchsvolleres Klientel an. Aber das ist nur natürlich und mit der Folge müsse man leben, dass die bisherigen Mieter eben ausziehen müssen.
Gutachten ermittelt Wertsteigerung – Gut für den Besitzer?
Natürlich spricht das nicht dagegen, wenn durch eine Immobilienbewertung in München oder in einer anderen Stadt wie Bonn herauskommt, dass eine Immobilie (ein Haus, Grundstück oder Bürogebäude) an Wert gewonnen hat, weil der Bodenpreis in der Gegend gestiegen ist. Haben Experten den Verkehrswert ermittelt und es kommt durch äußere Faktoren (ein Hotel hat in der Nähe eröffnet oder ein Park wurde angelegt) zu einer Wertsteigerung des Gebäudes, ist gegen diesen natürlichen Fluss der Entwicklung kaum etwas zu sagen. Solange er natürlich bleibt, wenn er jedoch künstlich forciert wurde, mag dies in ein anderes Fahrwasser gleiten.
Natürlich hat jede Münze zwei Seiten und jeder Umstand besitzt sowohl eine angenehme, wie auch eine unangenehme Seite, die es zu betrachten gilt.
Das Gegenargument könnte lauten: Die Einheimischen werden vertrieben. Es werden die Menschen an den Rand der Stadt gedrängt, die den Charakter, den Flair dieser Stadt – z.B. München – ausgemacht haben. Es wird kaum darauf Rücksicht genommen, wie sich dadurch das Stadtbild verändert. Im Grunde genommen kann man es daran erkennen, dass eine Stadt wie München dadurch berühmt geworden ist, weil es seinen Charme hat und schützt. Das war bisher ganz wesentlich. München steht für das Oktoberfest, die Tatsache, dass es traditionell ist und dass es seinen bayrischen Akzent pflegt und das „Mia san Mia“ bewahrt. Doch was passiert mit dem Charme der Stadt, wenn die Menschen wegziehen müssen, die diesen Charme pflegen?
Immobilienwerte prägen das Stadtbild und die soziale Schicht
Durch die Modernisierung und spekulativen Immobiliengeschäfte werden keine durchschnittlichen Bürger angezogen, sondern wohlhabende Privatleute – meist aus dem Ausland – und generell ein Klientel, dass dem ursprünglichen Charakter der Stadt nicht entspricht.
Die Krux liegt nun darin, dass dies auch in vielen anderen Städten in Deutschland so geschieht. Allmählich verlieren die Städte das, was sie ausgemacht haben, was sie haben herausstechen lassen. Doch sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, so ist damit zu rechnen, dass sich die Städte immer mehr gleichen. Nicht nur, dass jede Stadt dieselbe Skyline besitzt, dieselben Straßenzüge und ähnliche Gebäude in der Stadtmitte. Auch die Menschen unterscheiden sich nicht mehr; ob sie nun in Berlin oder in München wohnen und arbeiten.
Damit geht man natürlich auch das Risiko ein, dass die Städte wiederum an Wertschätzung und damit an Wert verlieren. Denn wer will schon in einer Stadt in Immobilien investieren, bei denen es sich nicht lohnt. Eine Stadt, die nicht heraussticht, ist bei Investoren und bei Spekulanten nicht beliebt. Als Folge stehen dann die vormals renovierten Häuser leer und warten auf Käufer, die so schnell nicht kommen werden. Und die, die einst diese Stadt mit Leben erfüllt haben, bleiben am Stadtrand und sitzen in ihrem Garten und wundern sich über das, was in ihrer ehemaligen Stadt so alles los ist.