Finanzen | 10. April 2015
BaFin testet Anlagestruktur der Sachversicherer
Sachversicherungen wie die Rechtsschutzversicherung, die Wohngebäudeversicherung oder die Haftpflichtversicherung sind für viele Versicherer ein lukratives Feld.
Viele Schadenversicherer verfügen über ein solides finanzielles Polster und streichen Jahr für Jahr ordentliche Gewinne ein. In einem neuen Test geben die Gesellschaften jetzt bekannt, wie sie ihr erwirtschaftetes Kapital anlegen. Daraus lassen sich Erklärungen für die wirtschaftliche Solidität ableiten.
Zukünftig sinkende Erträge und steigende Risiken
Auf dem deutschen Markt gibt es 206 deutsche Schaden- und Unfallversicherer. Sie haben derzeit rund 155 Milliarden Euro investiert. Mehr als 30 Prozent liegen in Spezialfonds und nehmen damit an den Bewegungen der Kapitalmärkte in hohem Maße teil.
Knapp sechs Prozent werden in Aktien investiert. Grundsätzlich gehen die Anlagespezialisten davon aus, dass die Schadenversicherer vermehrt sinkende Kapitalerträge und zunehmende Investmentrisiken verkraften müssen. Für Sachversicherungen wie die Rechtsschutzversicherung oder die Hundehaftpflicht wird dies Auswirkungen haben.
Die BaFin mit neuen Daten
Nach Angaben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) machen die Investments der deutschen Erstversicherer im Augenblick rund 1,35 Billionen Euro aus. Die Schaden- und Unfallversicherer halten daran einen Anteil von 11,5 Prozent. Wie in der Lebensversicherung setzt man auch in der Sachversicherung auf die Anlage in Spezialfonds. Sie machen rund 34,8 Prozent aus. Rund 54 Milliarden Euro sind in Spezialfonds angelegt, davon gehen 41 Milliarden ein Rentenpapiere und in Schuldtitel ein.
Neun Milliarden Euro gehen in Aktienfonds, das entspricht einer Steigerung von 5,2 Prozent auf 5,9 Prozent. Im Vergleich zu den Lebensversicherern und den Krankenversicherern können die Sachversicherer also einen erheblich größeren Anteil ihrer Investitionen in renditestarke Aktien einbringen. Gleich hinter den Aktien kommen börsennotierte Schuldverschreibungen mit 26 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anteil von knapp 17 Prozent am gesamten Investitionsvolumen.
So wirken Schäden auf die Anlagestrategie
Das Jahr 2013 erwies sich für die Schadenversicherer als teures Jahr. Im Jahr 2014 gingen Auszahlungen für die Gesellschaften auf ein stabiles Niveau zurück. Nach ersten Zahlen dürften die Ausgaben im Jahr 2014 bei rund 7,6 Prozent oder bei knapp 46 Milliarden Euro gelegen haben. Die Schaden-/Kostenquote ging im Jahr 2014 auf 95 Prozent zurück, das ist der geringste Stand seit sechs Jahren.
Offenbar hatten die Schwankungen der Schadensregulierung keine Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Kapitalanlageportfolios. Sie waren in den letzten fünf Jahren weitgehend konstant und zeigen sich von den Entwicklungen an den Kapitalmärkten wenig beeindruckt. Demnach setzen die Schadenversicherer auf eine beständige Anlagepolitik, die auch ein Zeichen für die vernünftige finanzielle Ausstattung der Versicherer ist.
Fonds geben der Finanzausstattung Rückhalt
Die solide finanzielle Entwicklung dürfte sich zum großen Teil aus dem hohen Investment in Spezialfonds erklären lassen. Sie hatten in 2014 mit einem Zufluss von 91 Milliarden den höchsten Zuwachs in der Geschichte zu verzeichnen. Rund 42 Milliarden Euro wurden von den Gesellschaften neu investiert.
Der Anteil an Aktienfonds nahm auf knapp sechs Prozent zu, das direkte Investment in Aktien spielt weiter eine untergeordnete Rolle. Doch es ist vor allem die solide Wertentwicklung der Fonds, die der wichtigste Grund für die erfreuliche finanzielle Entwicklung der 206 Sachversicherer in Deutschland ist.