Arbeit & Beruf | 16. Juni 2018
Deshalb sollten Kollegen zur Weihnachtszeit nicht wichteln
Wann – wenn nicht zur Weihnachtszeit – kann man anderen Menschen eine Freude bereiten, indem man ihnen etwas schenkt? Man denkt nach und grübelt solange darüber nach, was man einem anderen Menschen schenken könnte. Worüber würde sich wohl der beste Freunde, die liebe Mama oder der Bruder freuen? All das macht Weihnachten aus.
Und man sollte kaum glauben dürfen, das etwas so Unschuldiges wie Geschenke machen, negative Folgen nach sich ziehen kann. Zumindest dann, wenn man sich eben keine Mühe gegeben hat, dem anderen eine wahre Freude zu machen. Das sind dann die Momente, an denen man verstohlen dreinblickt und versucht, natürlich zu lächeln; um den anderen nicht wissen zu lassen, dass man doch gar keinen Porzellan Engel haben will oder das man die Reihe von Police Academy gar nicht mehr braucht, weil man sie bereits besitzt. „Hat sich der andere überhaupt Gedanken gemacht, was mir gefällt oder mir jemals zugehört, als ich über meine Hobbys gesprochen habe?“, fragt man sich dann zu Recht.
Will man seinen Kollegen wirklich etwas schenken?
Aber Gott sei Dank besitzen die meisten Menschen einen Keller, einen Schuppen im Garten oder eine nicht ausgebaute Dachkammer, sodass man an diesen Orten, die ungewollten Geschenke nicht mehr im Blickfeld haben muss, da man mit diesen Dingen eh nichts anfangen könnte und sie lediglich als Staubfänger dienen würden.
Nach der provisorischen Lösung mit der Lagerung und dem ständigen Gefrage, wie einem doch das Geschenk gefalle, hat man nur noch drei Möglichkeiten: a) man könnte das Geschenk an jemand anderen weiter verschenken – doch an wen nur? – b) man könnte das Geschenk über das Internet verkaufen; doch ist es kaum realistisch, das ein anderer das kauft, was man selbst ablehnt und zu guter Letzt könnte man all seinen Mut zusammennehmen und dem Menschen sagen, von dem man das Geschenk erhalten hat, dass man sich zwar höflichst bedankt, das Geschenk jedoch nicht mag.
Zugegeben: die ersten beiden Varianten wirken unrealistisch, aber die dritte Möglichkeit, wenngleich ehrlich, kommt fast nie vor, da wir nicht nur nicht unhöflich sein wollen, sondern den anderen auch nicht verletzen wollen. Und so ist es auch mit dem Wichteln als Attraktion auf der Firmenweihnachtsfeier. Die Idee ist zwar nett, dass sich die Kollegen unter einander beschenken. Doch wie viel Gutes kann wirklich dabei herauskommen, wenn sich die Kollegen kaum kennen und man erst fünf weitere Kollegen fragen muss, wer denn derjenige ist, denn man beim Wichteln gezogen hat. Zudem macht es die Budgetgrenze von 10 EUR nicht einfacher, ein persönliches Geschenk für den anderen zu finden.
Ebenso können die negativen Folgen durch das Wichteln sehr groß sein, wenn man sich für den anderen mehr Mühe gibt und sogar mehr Geld ausgibt, als vorgesehen war und man selbst erhält nur eine weiße Tasse mit einem Kleeblatt darauf. Fühlt man sich da nicht veralbert?
Dies kann die Moral im Team senken, weil man soeben den physischen Beweis dafür erhalten hat, dass die anderen einen gar nicht kennen. Wie schade…